beim zweiten nachdenken fällt diese gemeinsamkeit auf. alle sitzen sie in ihren höhlen und teilen sich per videoaufzeichnung den anderen mit. die ähnlichkeit der inszenierungen. die starre kamera, die vor ihnen liegenden blätter, das verlesen ihrer botschaft.
bush sitzt in seiner höhle, erklärt sich und den krieg.
bin laden sitzt in seiner höhle, erklärt sich und sein morden.
die geiselnehmer sitzen in ihren höhlen, erklären sich und ihr treiben.
jelinek sitzt in ihrer höhle, erklärt sich und ihre angst.
die hölle, das sind die anderen.
was mich auf den gedanken bringt, demnächst eine videoübertragung aus meiner höhle zu bringen. statt der einträge hier.
grausames wissen um unsere nichtigkeit zwischen den abgründen und schwermut über so vieles, das wir wohl vermocht hätten, aber versäumt haben.
heinrich mann
ein neuer höhepunkt meines miserablen personengedächtnisses.
ich sitze wartend im vorraum des studios, starre gelangweilt durch die gegend, als diese frau an mir vorbei geht. sie blickt mich an, sagt hallo, ich sage auch hallo. sie bleibt stehen, sieht mich noch immer an und sagt du bist doch der m., oder?. - äh, ja, antworte ich zögernd, nicht, weil ich nicht wüßte, wer ich bin, sondern weil ich überlege, warum sie mich kennt, mich sogar mit vornamen anspricht, während ich mit ihrem gesicht so gar nichts anzufangen weiß, geschweige denn, dass ich ihm, dem gesicht, einen namen geben könnte. die kennt mich, also sollte ich sie auch kennen, überlege ich, aber woher, verdammt.
ich memoriere auf die schnelle die bekanntschaften der letzten jahre, private und berufliche, vermute nun, dass ich beruflich mit ihr zu tun hatte, die rasterfahndung im kopf wirft trotzdem kein brauchbares ergebnis aus. wird wohl schon zu lange her sein. schließlich, nach einer gefühlten viertelstunde erfolgloser gedanklicher spurensuche in der vergangenheit, sage ich: ähm ... wir kennen uns offenbar, oder du mich zumindest ... äh ... woher? darauf sie: wir trafen uns vor ein paar tagen bei t.. herrje, ja! mindestens eine halbe stunde sind wir in der wohnung von t. zu dritt am couchtisch gesessen. sie kam zwar erst später dazu, ich unterhielt mich hauptsächlich mit t., über beruflich dinge, aber mit ihr hatte ich nach der begrüßung doch auch einige worte gewechselt. peinlich, peinlich. als versuch einer entschuldigung murmelte ich was von ... seit 36 stunden nicht geschlafen ... generell schwaches gedächtnis ....
und ich fragte mich, wie groß mein ego-problem wohl wäre, wenn ich beim ersten zusammentreffen mit jemandem einen solch "bleibenden" eindruck hinterließe, dass er/sie wenige tage später mit mir überhaupt nichts anzufangen weiß.
edit: und jene, die man aus dem gedächtnis löschen möchte, weil sie das system verlangsamen oder permanent zu abstürzen führen, bekommt man nicht von der festplatte hirn.
das ozonloch wächst noch immer, die gletscher schmelzen, der meeresspiegel steigt, im irak kriegen die amis die füße nicht auf den boden, tschetschenien versinkt in krieg und terror, in china wurden angeblich innerhalb eines jahres 5000 todesurteile vollstreckt, im sudan wird gehungert, die philippinen sind überflutet, das aids-virus verbreitet sich immer mehr außerhalb der sogenannten risikogruppen, die ergebnisse der pisa-studie finden in diversen blogs ihre bestätigung, die welt steht am abgrund.
mein problem ist aber: ich brauch ein neues handy. und zwar rasch. in spätestens einer woche muss ich einen neuen vertrag abschließen. und mir gefällt nur dieses eine handy. in
rot. und der mobilfunkanbieter, zu dem ich wechseln wollte, hatte dieses handy im katalog. hatte. seit einer woche bekommt man es nicht mehr. hab schon die halbe stadt abgeklappert, auf der suche nach einem restbestand. keine chance. verdammt.
ich gab mir drei stunden.
die realität:
21.00 uhr beginn,
09.00 uhr ende.
nonstop.
zwölf minuten in zwölf stunden.
pro minute sendetauglichem material
eine stunde schnitzarbeiten.
ein guter schnitt.
und jetzt ins bett.
ich geb mir drei stunden.