heute morgen beim zähne putzen stellte ich fest, dass ich zunehmend meinem spiegelbild ähnle.
als ich heute mittag von der frühschicht nach hause kam, fand ich dieses post-it an meiner tür:
da sag ich nur: alle achtung! der geschäftsführer des tv-senders kommt persönlich vorbei, um den kanal einzustellen. zeiler & co. sollten sich mal ein beispiel daran nehmen.
lieber herr brandstätter, sorry, dass ich heute nicht zuhause war, aber wenn sie morgen kommen, so zwischen 9 und 11 uhr, bin ich ganz bestimmt da! und bringen sie bitte gleich das tv-gerät mit, ich hab nämlich keines mehr.
ER sitzt ganz hinten, versunken in einem dieser gepolsterten ohrensessel, vor sich einen tall caffè latte und wartet. das lokal in der nähe der großen einkaufsstraße ist nur noch spärlich gefüllt, in einer stunde sperrt es. SIE kommt wenige minuten nach der vereinbarten zeit. ein zögerliches zeichen von ihm und sie steuert den richtigen tisch an. peinlich genug das ganze, muss man nicht noch den falschen mann ansprechen, da drüben hockt ja noch einer alleine.
sie begrüßen einander, er wirkt unsicherer als sie. sie ist ohne bestellung an der bar vorbei geeilt, und so sitzen sie nun beide hier, auf dem tisch nur sein caffè. man meint, sie würde gleich wieder aufbrechen wollen. das gespräch kommt zögerlich in gang. die meiste zeit redet er, sie wirft ab und zu eine frage ein. nach exakt fünfzehn minuten läutet ihr handy. der bestellte anruf von der freundin? damit sie unauffällig den rückzug antreten kann, weil leider, leider, es ist was passiert, sie muss schon wieder aufbrechen ... nein, ist wohl eine andere freundin, jene, von der sie schon lange nichts gehört hat, das telefonat dauert nun schon fünf minuten. er nippt am bereits erkalteten kaffee und wartet. der abend kann nur besser werden.
die beiden setzen das gespräch fort. er, bemüht, ihre aufmerksamkeit zu fesseln. sie, noch immer, als wäre sie nur kurz vorbei gekommen, als müsste sie gleich wieder gehen. seit einer halben stunde schon sitzt sie aufrecht im polstersessel, die handtasche, rechts zwischen der seitenlehne und ihrem oberschenkel platziert, hält sie mit einer hand.
ich verlasse das lokal, er und sie bleiben als letzte gäste zurück. ich denke nicht, dass sie sich noch einmal sehen werden. ist ein starbucks wirklich der ideale ort für ein blind date?
geschmäcker sind verschieden, deshalb wird ihre suche zu oben genanntem fachbegriff in diesem blog eher erfolglos gewesen sein, lieber user. auch frage ich mich, weshalb lycos auf einen eintrag verlinkt, in welchem zwar von
toten, aber ganz bestimmt nicht von
titten die schreibe ist. wird wohl ein kleines legasthenieproblem der lycos-suchmaschine sein.
wir einigten uns auf folgende staffelung:
bis 10.000 - 10%
von 10.001 bis 30.000 - 15%
ab 30.001 - 20%
die nachbarn rechts haben jetzt eine playstation. oder ist's eine x-box? egal, jedenfalls höre ich seit einigen tagen von nebenan dröhnende motoren. wäre ich wetten, daß ...-kandidat, würde ich anhand der melodie des anschwellenden motorengesangs erraten, welchen rundkurs sie gerade berasen.
während ich über die nachbarn von links immerhin weiß, wie sie aussehen (man grüßt einander, wenn man sich irrtümlich im stiegenhaus begegnet), kenne ich jene zur rechten nur akustisch. neben dem neu hinzugekommenen motorensound gibt es zwei weitere regelmäßig wiederkehrende klangerlebnisse, anhand derer ich vermuten kann, womit die unbekannte nachbarschaft gerade beschäftigt ist.
hörgenuß nummer eins ist die e-gitarre. so dreimal die woche ist für etwa eine halbe stunde das einüben von riffs an der klampfe zu vernehmen.
akustischer reiz nummer zwei ist eine tonfolge aus mehreren nacheinander stattfindenden schallereignissen. das hörspiel beginnt mit hardrock aus der stereoanlage der nachbarschaft, wobei sie den lautstärkenregler recht offensiv bedienen. jeweils nach ungefähr einer halben stunde endet die musik ebenso abrupt, wie sie begann. unmittelbar danach hört man - höre ich - das knallen und absperren der wohungstür und nach der folgenden, ungefähr einminütigen stille, röhrt straßenseitig ein anstartendes motorrad. pawlow fände gefallen an mir, bin ich doch mittlerweile auf folgende geräuschabfolge konditioniert: hardrock - türe - pause - röhren. oft gönne ich mir danach ein leckerli.
eigenartigerweise hatte ich bisher noch nie das bedürfnis, zwischen türe knallen und motorrad starten ans fenster zu eilen, um wenigstens einmal zu sehen, wer da welches gerät in gang wirft. das hat wohl was mit meinem generell asozialen großstadtnachbarschaftsverhalten zu tun. anonymisiert in die nische eines vierstöckigen gebäudes gezwängt, lebe ich tag für tag vor mich hin, ohne besonderem interesse dafür, was links und rechts von mir abgeht.
ich glaube, der rekord an vergessenen nachbarn liegt in wien bei ungefähr sechs jahren. vergessen insofern, als sie, die nachbarn, in ihrer wohnung starben und niemand sie vermisste. weder verwandte noch bekannte noch die mitbewohner im haus. es ist sicher schon zehn jahre her, als die medien sich über die tolle story von den zwei älteren frauen (schwestern, glaube ich) freuten, die in der gemeinsamen wohnung gestorben waren, und man erst nach sechs jahren die wohnungstür aufbrach und die beiden ... naja, leichen waren das auch nicht mehr wirklich ... am boden fand. sehr viel mehr als knochen und stoffreste waren nicht mehr übrig, da die körper nach einiger zeit natürlich zu "saftl'n" begannen, wie wir pathologen sagen, und in den holzboden einsickerten. auf dem schönen altwiener parkettboden blieben dann zwei eher unschöne dunkle flecken zurück. dass nicht einmal der leichengeruch, der sich zeitweilig durch das haus gezogen haben muss, die mitbewohner irritierte, mag verwundern, vielleicht aber dachte jeder hausbewohner vom anderen, dass dieser allerweil irgendwelche exotischen gerichte kochen würde, und man stellte also keine fragen.
ich aber frage mich gerade, wie lange es brauchen könnte, mich zu finden, falls ich mich, durchaus unfreiwillig und durch blöden zufall, irgendwo in der wohnung zum sterben hinlegen würde. alle eventualitäten und bestehenden sozialen kontakte eingerechnet, gingen sich schon ein paar wochen aus.
und wer weiß, ob nicht schon wieder jemand seit jahren in irgendeiner wiener wohnung im ganzen oder als rest herumliegt und von niemandem vermisst wird?
zum öffnen des tiefkühlfachs war ein gewisser kraftaufwand notwendig, da die klappe bereits vereist war. im fach den frisch gepressten orangensaft gefunden, welcher vor zwei wochen im supermarkt gekauft, aber erst einige tage später vermisst wurde, mit der annahme, ihn im laden vergessen zu haben. für morgen großer selbstversuch mit langsam gefrorenem und dann wieder aufgetautem o-saft geplant.
im übrigen bin ich der meinung, dass zahnweh scheiße ist.
"gefalle ich dir eigentlich noch?"
"ja."
"du kannst auch sagen, wenn's nicht so ist. das macht mir nichts aus."
blöd werd' ich sein.
im übrigen bin ich der meinung, dass zahnweh scheiße ist.
naaa, bitte nicht, wir streiten gerade, schnauzte lola den typen an, der gerade angesetzt hatte, uns um ein oder zwei euro anzuschnorren.