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Mittwoch, 17. März 2004

nix mehr wie früher

die arge ist auch nicht mehr das, was sie einmal war. früher (früher war alles besser) taugten zwar 80% der altmöbel bestenfalls als brennholz, schon allein vom ästhetischen standpunkt aus, aber bei den restlichen 20% der ausgestellten stücke waren immer wieder schöne exemplare dabei. man bekam restaurierte oder zumindest gut erhaltene möbel zu einem drittel oder der hälfte jenes preises, den man bei einem normalen antiquitätenhändler bezahlt hätte.

gestern stattete ich deren lagerhalle nach langem wieder einen besuch ab und stellte erstaunt fest, dass sie kein einziges möbelstück hatten, dass auch nur ein bisschen einer näheren betrachtung wert gewesen wäre. die abgesperrten bereiche, wo sonst immer die besseren bzw. restaurierten möbel standen, waren völlig leer. auf ungefähr 1000m² ausstellungsfläche, nur noch eine ansammlung von 60er und 70er jahre kunststofffurnierter (3 f! yeah!) pressspannplattenmüll (3 s! doppel-yeah!) aus dem küchen- und wohnzimmerbereich, unglaublich versiffte polstermöbel, in deren innerem sicher schon neues leben entstanden ist, und ein haufen bedauernswerter sessel und tische.

ich habe die betreiber der arge in verdacht, dass sie sich mittlerweile mit den antiquitätenhändlern, die mir immer schon ein hochgradig unsympathischer menschenschlag waren, arrangiert haben und ihnen die guten stücke zu einem "freundschaftspreis" bereits von der laderampe des lastwagens runter verkaufen, bevor unsereins so ein stück überhaupt noch zu gesicht bekommt.

für und wider

natürlich haben hurra-die-sonne-ist-da-tage wie dieser so ihre vorzüge. beim joggen sieht man(n) z. b. frauen, die t-shirts tragen, mit der aufschrift "small but dangerous", quer über den - äh - handlichen oberbau, was einen lächeln und kurzzeitig die elendigliche, trabschrittbedingte atemnot vergessen lässt. der nachteil solcher tage ist allerdings, dass man zuhause, beim blick aus dem (geschlossenen) fenster, daran erinnert wird, dass es nun aber wirklich an der zeit wäre, den jährlichen fensterputz in angriff zu nehmen. ab sofort alle fensterflügel zu öffnen und sie die kommenden sechs monate nicht mehr zu schließen, ist ja wirklich keine lösung.

verschenkte bücher

in der zib3 erzählen sie, dass bookcrossing gerade sehr in sei. das war es doch schon mal vor ungefähr zwei jahren, oder? bookcrossing ist, wenn man ein buch irgendwo an einem öffentlichen platz liegen lässt, damit es ein/e andere/r findet, mitnimmt und liest, um es danach wieder irgendwo liegen zu lassen, damit es jemand mitnehmen und lesen kann und danach wieder .... wer es ordentlich und offiziell mag, kann sich hier eintragen und einen bookCrossing-aufkleber downloaden.

die idee des anonymen buchverschenkens ist charmant, finde ich, und als aktion im öffentlichen raum gefällt sie mir um einiges besser, als dieses aufdringliche flashmob-zeugs (gibt's das eigentlich noch?).

vielleicht sollte ich ab und zu auch bücher in der stadt verteilen. einfach so. derzeit müsste ich dafür aber extra welche kaufen, weil ich aus meiner schmalen büchersammlung absolut keines entbehren kann/möchte. erst vor einem halben jahr habe ich das letzte mal (eigentlich auch erste mal) das buchregal ausgemistet, weil ich absolut keinen platz mehr hatte. insgesamt wurden 52 bücher ausgemustert, die in zwei bananenschachteln platz hatten. ich wollte sie ursprünglich direkt in den altpapier-container befördern, entschloss mich dann aber, die beiden kisten zuerst ein, zwei tage ins stiegenhaus zu stellen, zur freien entnahme, vielleicht hätte ja eine/r der hausmitbewohner/innen interesse an dem einen oder anderen buch. ich hatte wirklich nur bücher weggegeben, von denen ich überzeugt war, dass ich sie niiieee wieder aufschlagen würde. bücher, die ich vor jahren von irgendwem geschenkt bekommen und nie gelesen hatte, weil mich schon der klappentext langweilte, oder bücher, die ich in jugendlicher verwirrung gekauft und sogar gelesen hatte, danach aber nie mehr anrührte. biographien von gorbatschow, jelzin oder einem gewissen herrn iacocca. zwei peinliche bücher über freimaurerei, irgendein stephen king roman, diverse veraltete "kleine schlaue" aus dem stadtbekannten buch- und zeitungsverlag, und sonstige entbehrliche werke.

ich dachte also, dass man den großteil dieser bücher nicht einmal geschenkt haben wollte. um so überraschter war ich dann, als die beiden bananenkisten im stiegenhaus innerhalb von zwei tagen leergeräumt waren. die bücher verschwanden nicht alle auf einmal, sie wurden nach und nach weniger. es dürften sich da also mehrere personen bedient haben. ich frage mich, wer z.b. interesse an der biographie von norman schwarzkopf hatte?

der fremde

während ich also wartend bei der bushaltestelle stand und die menschen beobachtete, wie sie die kreuzung querten, und in mir, beim betrachten der die kreuzung querenden menschen eine mischung aus depression und aggression hochkam, und ich noch überlegte, warum ich gerade aggressiv wurde, was soll das, es besteht kein grund zur aggression, es hat dir niemand etwas getan, ermahnte ich mich, trat ein junger mann zu mir, seinem äußeren nach indischer oder pakistanischer abstammung und fragte, ob ich englisch spräche, was ich mit einem nicken beantwortete, in erwartung, dass er nun geld oder zigaretten schnorren würde, er aber sagte ansatzlos, you are a lucky man ... sie könnten aber noch glücklicher sein, wenn sie nicht dauernd nachdenken würden, das nachdenken macht sie unglücklich, ich sehe an ihrer mittleren stirnfalte, dass sie oft nachdenken, ich sehe aber auch, dass sie ein helfendes herz haben, sie helfen menschen gerne und machen sie glücklich, es besteht kein grund, soviel zu denken, handeln sie mit ihrem herzen, sie liegen nachts im bett, versuchen einzuschlafen ... but your thoughts are flying like butterflies in your head ..., und während er so sprach, fragte ich mich, warum er mir das alles sagte, und ich antwortete ihm nur mit knappem maybe oder i'm not sure, weil ich ihm natürlich nicht zustimmen konnte, nicht zustimmen wollte, weil seine aussagen im grunde doch recht allgemein waren, sätze, die man jedem einfach so ins gesicht sagen kann, man hört doch gern, dass man ein denker ist, ein helfendes herz hat, doch mein helfendes herz mag es nicht, wenn wildfremde menschen, gar männer, mir so nahe treten, weshalb ich mich fremden gegenüber immer abwehrend verhalte und in solchen situationen ganz besonders, ich überlegte also noch immer , was er mit seiner rede bezweckte, würde er mich am ende gar für scientology oder al-kaida gewinnen wollen, aber da fuhr auch schon der bus in die station ein und ich flüchtete mit einer abrupten verabschiedung ins businnere, und als ich dann im bus war, tat es mir leid, dass ich mir nicht doch einige minuten zeit genommen hatte, ihn nach seinen absichten zu befragen, aber da war es für das helfende herz schon zu spät.

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Ahnung, warum

weil es da viel interessanteres zu lesen gibt, weil es besser geschrieben ist, oft in einem eigenwilligen und einzigartigen schreibstil, weil es immer wieder mal was zu lachen gibt, weil manchmal wunderbar verquere gedankenketten gebildet werden, man sich aber trotzdem nicht selbstverliebt in den eigenen satzgebilden suhlt, weil es auch mal angenehm spröde ist, weil es oft belangloses zeug ist und doch nicht zum chatroom verkommt, weil es kein traniges, im zweitagesrhythmus wiederholtes beziehungsdramablabla ist, weil es nicht mit öden sexblogphantasien langweilt und weil es in und außerhalb von twoday bestimmt noch viele andere ganz, ganz tolle blogs gibt, ich derzeit aber nur diese hier regelmäßig anklicke:

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